Kleine Film Einheit

Petite Unité Mobile

“Was ist ein PUM (…) im Kontext des diesjährigen Dokumentarfilmfestival Visions du Réel im schweizerischen Nyon? Dort wurde ein PUM in verschiedener Ausführung vor jedem Wettbewerbsfilm auf die große Leinwand projiziert. Es handelte sich um Mini-Filme, die jeweils eine kurzen Einstellung wiederholen, aufgenommen mit der Video-Funktion von digitalen Fotoapparaten oder Handys. Das macht Lust zum Nachmachen, sieht aber leichter aus, als es ist. Die in Nyon gezeigten PUMs des französischen Bildkünstlers Jimmy Glasberg jedenfalls waren zartfunkelnde Filmgedichte, die das Bewegte-Bilder-Machen aufs Wesentliche reduzierten:Psychoanalyser Un Monstre zeigt den Kopf des Pumisten selbst beim wassersportlichen Luftschnappen. In Pulsion Ultra Minimaliste ist es ein großer Hund, der immer wieder vergeblich nach einer schwimmenden Maus tappt. Die Häufung von Wasser in den genannten Beispielen ist dem Zufall geschuldet. Die kokette Verspieltheit aber ist Glasbergs minimalistischen Bilder-Loops ebenso wesentlich wie das Spiel mit der Zirkularität der Zeit und der scheinbar intuitiven Direktheit. Glasberg nennt sein Aufnahme-Instrument denn auch “Faustkamera”: ein Apparat, der als prothetische Verlängerung des Armes fungiert und sich eher körperlich als visuell-geistig definiert. Eine aus der veränderten Praxis digitalen Filmemachens geborene Neudefinition, die die etablierten theoretischen Diskurse in neues Licht setzt und einer Tendenz Ausdruck gibt, die seit einiger Zeit auch beim Filmen mit konventionelleren Aufnahmegeräten zu beobachten ist. (…)” (Filmen sieht so leicht aus, Silvia Hallensleben, Der Freitag, 04.05.2007)

Kleine Fernweh Einheit (2007)

Wiederholung ändert nichts am Gegenstand, sondern nur am Geist, der ihn betrachtet.

David Hume

Psychanalyser Un Monstre. Particule Unifiée Mondiale. Pulsion Ultra Minimaliste. Pratique Ultime Maximale. Procédé Utile Media. Panorama Universel Mouvant… Ein „PUM“ ist ein wenig von all dem. Digitalkameras oder in Handys eingebauten Kameras wird eine lange Nase gezogen. Etwas äusserst Primitives und Modernes zugleich. Ein ultraminimalistisches, visuelles Spiel und eine Stellungnahme zur Kunst des Filmens. Nachdenken über die Zeit und eine Art visueller Gag. Kann also jedermann PUMist werden? Ja und nein. Ja, weil wir eine ungeheure Demokratisierung des Bildes miterleben, wozu PUM auf seine Art beisteuert. Nein, weil die Beherrschung des PUM viel Fingerspitzengefühl für Sequenzaufnahme und Filmtechnik erfordert. Kurz gesagt ist es scheinbar eine natürliche Folge gekonnten Übens… Aber kommen wir wieder auf dieses wahrhaft spielerische Experiment zurück: „Ein PUM”, sagt uns Jimmy Glasberg, „ist eine Sequenzaufnahme, die mit einer Faustkamera gemacht wird, einer Digitalkamera in Taschenformat, meistens einem Fotoapparat mit Memory Card oder einem Handy.” Beharren wir auf dem Begriff „Faustkamera”. Nicht die „Kugelschreiber-Kamera”, von der Alexander Astruc in den fünfziger Jahren träumte – mit anderen Worten die ideale Kamera des Romanautors –, sondern die Faust-Kamera, wie ein Faustschlag, vielmehr eine Verlängerung des Körpers als die Erweiterung des Auges oder des Geistes. Noch nie war die Filmtechnik körperhafter, stofflicher. Ausserdem spielt auch die Ästhetik eine Rolle, denn es geht darum, den Zeitaspekt genauso zu beherrschen wie die Bewegung, das heisst, die Sequenzaufnahme, die Schleife und die Wiederholung. Wie bei repetitiver Musik ist die Einheit jedes Mal identisch, die Sequenz jedoch von Mal zu Mal verschieden. Schliesslich muss noch die Stelle gefunden werden, wo geschnitten, oder vielmehr zusammengeklebt oder vernäht werden soll. Manchmal ist diese Stelle unsichtbar…Nehmen wir ein paar Beispiele unter den fünfunddreissig gezeigten PUMs. Psychanalyser Un Monstre gründet auf der Atmung des PUMists, der seinen Kopf aus dem Wasser streckt und gleich wieder untertaucht. Oft ist das PUM formell wie in Procédé Utile Media, in dem das unablässige Ballet eines Besens einen Fliesenboden der fünfziger Jahre in Szene setzt. Hie und da deutet es den Anfang einer Geschichte an, wie in Pulsion Ultra Minimaliste, wo ein Hund, trotz den Zurechtweisungen seines Besitzers, nach einer aus dem Schwimmbecken entronnenen Maus giert. Manchmal wird das PUM politisch, wie in Pratique Utile Malléable, wo ein Flugblatt auf seine einfachste Ausdrucksform reduziert wird. Und schliesslich kann sich ein echtes Drama abspielen, wie im wunderbaren Polémique Ultravide Même… Wir erleben auch eine Art Renaissance des Kinos mit den Gebrüdern Lumière, jedoch mit einem Jahrhundert Geschichte und tausend technologischen Veränderungen als Zugabe. Zudem eine Renaissance der Betrachtungsweise, dank dem ernsthaften Humor des grossen Reporters Jimmy Glasberg, Co-Regisseur von 9m2 pour deux (2006), Kameraleiter bei Chris Marker (Sans Soleil,1983) und Claude Lanzmann (Shoah, 1986) sowie mit der Komplizenschaft von Jean-Louis Langlois und Roger Ikhlef, DEM Cutter von Depardon. (Visions du Réel, Nyon)

Manifeste PUM

Le PUM est un plan-séquence réalisé avec une caméra poing 1, une caméra numérique de poche, le plus souvent un appareil photo à carte mémoire ou un téléphone portable. L’action de ” PUMer ” est la réponse ludique au stimulus lié à une pulsion filmique, pulsion filmique qui pousse le filmeur à agir instantanément face à une scène du réel qui se déroule devant lui, établissant alors ” le jeu du je ou le je du jeu “. Le PUM est une entité filmique à l’état brut, c’est-à-dire sans montage ni son additif. Les travellings sont effectués par déplacement du corps, non par travelling optique. Enfin, le PUM est un plan-séquence qui s’expose en boucle. C’est la recherche d’un moment de grâce soumis à l’épreuve de la répétition qui donne au PUM son authenticité. Le PUM est esthétique, politique et éthique 2. Il a pour but de faire prendre conscience à tous, des valeurs fondamentales de l’acte de filmer et de redonner ainsi du sens à cet acte.

Les acronymes de PUM Pulsion Ultra Minimaliste Pratique Ultime Maximale Pratique Ultra Maniaque Particule Unifiée Mondiale Procédé Unique Média Panorama Universel Mouvant Praxis Unique Machinale Protocole Urgent Mélancolique Petite Unité Mordante Patrimoine Utile Mercantile Paris Urbain Métropolitain Pour Un Machin Pour Une Machine Polémique Ultravide Même Provocation Urticante Maligne Papa Ulcère Maman Protocole Utopique Mixte Prendre Usurper Modeler Parfaite Unité Mentale Pour Un Mot Paradis Utérin Maternel Père Ubu Miraculé Prédiction Unilatérale Morte Principe Usuel Monstrueux Petit Ustensile Marchand Prix Unique Maxi Péril Ultime Média Plus Un Moins Perdu Une Mirabelle Programme Underground Mystique Pour Un Merci Pour Une Merveille Passe Un Message Prendre Un Moyen Pourfendre Une Machine Potion Uniquement Masturbatoire Psychanalyser Un Monstre Pyramide Ultra Moderne Pratique Ultra Maniaque Prendre Un Modèle…

Footnotes

  1. La caméra poing : une caméra poing se tient à la main - à bout de bras - et à distance de l’œil. Le regard n’est donc pas barré par l’outil, ce qui entraîne une complicité particulière entre filmeur et filmé. La caméra devient alors média de l’émotion.

  2. Le PUMiste : Il a pour éthique le respect d’autrui et s’interdit de nuire. Il se démarque radicalement du mouvement pervers dit ” Happy slapping ”, issu des pays anglo-saxons et qui consiste à mettre en scène des agressions.