My Way

Weil alles andere ist das Starfighter-Syndrom. Jetzt hat der einen Mercedes, jetzt will der einen Ferrari, hat der einen Ferrari, dann will der – was weiß ich – ein Schiff. Und das ist nicht meine Philosophie.

Bruno Roth

Bruno war in seinem Leben vieles: Model, Bodybuilder, Schauspieler, Sänger und Friseur - ein gekonnter Vermarkter seiner körperlichen Vorraussetzungen. Seiner Lebensgeschichte werden Bilder anderer Vermarktungsstrategien gegenübergestellt: Werbeplakate, Veranstaltungshinweise und Schriftzüge in der Straße. Unvermittelt setzt Musik ein…

Credits

  • Regie / Kamera / Montage: Florian Geierstanger
  • Mitarbeit: Markus Thannheimer / Stefan Pabst
  • Tonmischung: Tom Rudolf
  • Drehorte: Bad Cannstadt / Wendlingen / Laim / Pasing / Sendling / Neuhausen
  • Drehzeit: Februar 2006 bis November 2007
  • Festivalpremiere: 5.10.2008 Underdox – Int. Festival für Dokument und Experiment
  • Dauer: 45 min

Filmbeschreibung

Wie viele Identitäten kann ein Mensch im Laufe seines Lebens annehmen, ohne eine Linie, ein Prinzip hinter seinen Entscheidungen, zu verlieren? Wie viele Berufe können wir ausüben und trotzdem das Gefühl haben, dass stets ein Überbau existierte, der unsere Entscheidungen leitete? Ein solches Prinzip kann der Anspruch auf äußerliche Perfektion als Kapital für den beruflichen Erfolg sein.

In dem Film von Florian Geierstanger zeigt sich der Protagonist Bruno Roth als flexibler Vermarkter seiner körperlichen Vorraussetzungen. Zentral ist während der Reise durch die Stationen seines Schaffens immer sein Körper (Model, Bodybuilder, Sänger) oder die Körper der Anderen (Friseur). Die Bilder zu diesem Wettlauf der Eitelkeiten entstehen dabei nur im Betrachter. Zu sehen gibt uns Geierstanger allein den öffentlichen Raum, und dessen Überfrachtung durch inhaltsleere Werbeinvasionen. Aber hören wir über die ganze Zeit hinweg tatsächlich nur eine leere Hülle sprechen, dessen Entscheidungen opportunistisch und selbstverliebt sind? Bruno Roth nützt sich und seine Oberfläche nicht aus reinem Selbstzweck. Sein Antrieb ist seine soziale Bindung und seine Autonomie. Seine Äußerlichkeit wird zu einer Voraussetzung, die schlicht funktioniert. Am Ende stehen Offenheit und Selbstbewusstsein. Eben jener Überbau, der einem Ruhe verschafft und die nützliche Eitelkeit souverän verkraftet.

Im Film ist Bruno Roths Leben in Phasen unterteilt, die sich auch in der Musik widerspiegeln: ein wilder Reigen aus verschiedensten Stilen und Epochen. Die Stücke setzen unvermittelt ein und enden ebenso. Das Ergebnis ist jedoch kein Stakkato aus unversöhnlichen Fetzen, sondern eine geschwungene Line mit Lücken und Brüchen, die man als Herausforderung an die Flexibilität einer Lebensplanung verstehen kann. Kein Abschnitt im Leben des Bruno Roth folgt auf den Nächsten wie eine logische Notwendigkeit. Der Film aber zeigt wie schnell jeder einzelne Abschnitt seinen Reiz und seine Aufgabe erhält, indem man genau wahrnimmt und die eigenen Erwartungen justiert. (Stefan Pabst)